Montag, 25. September 2006

- titellos -

Es ist schon wie ein Ritual, dass ich nachts unser gemeinsames Buch lese. Das tue ich irgendwie immer, wenn ich Ruhe brauche von der lauten Welt da draußen. Wenn ich etwas Traurigkeit in mir habe und auch nicht weiß wohin mit mir. Sicherlich ist da der Beigeschmack einer kleinen Sehnsucht auch vorhanden, wenn ich unsere Briefe lese. Ich möchte dann immer wieder in unsere Welt abtauchen, die wir einst erschufen. Aber aus der Welt bestehen nur noch Trümmer. Uns gelang es nicht mal ansatzweise unsere Welt wieder aufzubauen. Auch wenn wir es immer wieder versuchten. Ich denke, durch die stetigen Versuche wurde das Mauerwerk immer poröser und jetzt ist es nicht mehr zu gebrauchen. Wir brauchen ein neues Fundament, eine nigelnagelneue Basis für einen kompletten Neuanfang oder wir verabschieden für immer diese Welt. So wird es wohl sein… Denn diese Basis, die nötig wäre für einen stabilen, hoffnungsvollen Neuaufbau, gibt es hier auf Erden nicht mehr für uns. Erst wenn wir sterben und vielleicht ein neues Leben beginnen. Vielleicht begegnen wir uns dann ja schon im Kindesalter mit der Möglichkeit vorurteilsfrei und nicht vorgeschädigt einander zu sehen.
Mein Blick hat sich verdunkelt und nun auch komplett geschwärzt. Ich gehe einen Schritt wieder auf dich zu und gleich daraufhin zeigt es mir, dass es ein Fehler war und wirft mich wieder tausend Schritte zurück. Es sind schon wieder die gleichen Wesenszüge, die ich in deinen Zeilen erkenne, die mich damals irgendwann unweigerlich zur Flucht anspornten. Ich fühle mich zur Zeit zurückversetzt in die Vergangenheit. Du vermittelst mir das gleiche Gefühl wie damals und es lähmt mich mal wieder in meinem Handeln. Ich wollte nicht plötzlich meine Stimme verlieren, aber mit jedem weiteren Brief schlugst du immer mehr auf mich ein, so dass mir irgendwann das Rückgrat gebrochen war. Bitte, frage nicht, woher ich jetzt die Kraft für diese Zeilen ziehe.

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Fettes Merci! ♥