Samstag, 16. September 2006

Der siebte Juni Zweitausendfünf, ein Dienstag

Kannst du dich noch erinnern, als du geschrieben hast: „Es wird ein Krieg werden.“? Ich erinnere mich daran als wäre es erst gewesen und nicht schon vor einem Jahr. So präsent ist mir aber nicht der alleinige Satz, sondern der Sinn, den er trägt. Denn er zog sich wie ein Faden durch unser gesamtes Zeitalter. Am Anfang hätte ich nie gedacht, welche Beständigkeit und Wahrheit dieser Satz für uns haben würde, was aber nicht heißt, dass ich ihn nicht ernst genommen habe. Aber es ist wirklich erstaunlich, denn ich spüre zum ersten Mal, wie sich aufrichtige Wahrheit anfühlen muss. Denn selten hat sie sich solange bewährt.

Ist der Krieg jetzt eigentlich vorbei?

Ich habe immer noch Angst erschlagen zu werden. Ich habe viele Brandwunden von dem einstigen Feuersturm davongetragen, meine Knöchel sind gebrochen von dem geschmolzenen Boden, in dem ich feststeckte. Ich habe zuviel Wasser geschluckt, als ich mich in deinem Sog verlor… Ich habe viele Wunden von unserem Krieg, welche mich stetig erinnern werden, weil sie den Anschein machen, dass sie für immer vernarben.
Wir stehen beide auf gleich hohem Podest. Auf welchem weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob wir Verlierer oder Sieger sind. Ich weiß nur, dass wir einander noch haben, auf welche Weise auch immer. Aber du solltest wissen, in unserem Weltenkrieg fühlte ich mich oft vom Schicksal zusammengeschlagen, aber wem erzähle ich das? Ich war es ja bei dir, die die Maske Wyrds bei dir anzog und es dir antat.

Ich habe aufgegeben nach deinen Worten zu fragen, denn eine Antwort bekam ich nie, weil es scheinbar keine gibt. Denn sie sind Teil meines Lebens geworden, auch wenn es das ein oder andere Kopfschütteln deswegen auch gibt. Der Blick in den Spiegel oder in die Vergangenheit lässt mich all das nicht verstehen. Aber sei es drum, du bist du. Und so sollst du bleiben.

Ich habe zuviel zu sagen, aber das was ich sage, sage ich Menschen mit tauben Ohren oder stummen Mündern. Denn ich rede für mich allein. Das einzige Fünkchen einer Reaktion ist ein Blick bei dem man nicht weiß, wo der Unterschied zwischen Unverständnis und Mitleid liegt. Manchmal fühlt sich mein Gegenüber auch wie eine kahle, weiße Wand an, wenn ich mit ihm spreche, denn dann spare ich mir den alltäglichen Karneval. Allerdings ist das nur in schriftlicher Form möglich.

Der Morgen ist heute spät und du lässt mich auch gerade nicht ans Schlafen denken. Hast du Hönir gesehen die vergangenen Nächte, in denen wir alleine waren? Ich verbinde die Nächte, die sein Gesicht tragen, mit dir. Wieso wird er immer hässlich dargestellt? Bzw. abscheulich böse? Für mich ist sein Erscheinen sehr oft ein absoluter Segen für meine Seele, fast wie ein Ventil für mein altes Auffangbecken. Er ist für mich immer inspirativ.

Die assoziativen Momente liegen auch sehr oft in meiner mythologischen Welt. Ich denke sehr oft an Ostara und dich. Auch wenn die Zeit vorbei ist. Aber es war die Zeit, als wir uns das letzte Mal sahen. Sie erinnert mich an die Momente, in denen ich dich im Kopf, unsere Música de cuento im Ohr, meinen Stift in der Hand und ihre Sonne im Herzen hatte. Ich weiß nicht, ob ich sie deswegen am meisten von all den anderen liebe, oder weil ich einfach ein Ostarakind bin und ihren Frühling schon immer mochte, weil er meine Geburtsjahreszeit ist. Es ist zumindest eine Verbundenheit, die mit nichts zu ersetzen ist und mit nichts zu vergleichen. Diese Liebe zur Natur trägt darin ihre Wurzeln oder ist die Krone auf diesem Haupt.

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Fettes Merci! ♥